In den folgenden Beispielen erhalten Sie Einblick, welche Fragen im Rahmen von PiLUA von Lehrpersonen gestellt werden. Wir zeigen entlang dieser Beispiele auf, wie die Projektleitung die Zuweisung zu einem Mentorat oder Coaching vorgenommen hat. Sie erfahren, was tatsächlich Inhalt des Mentorats oder Coachings war und was auch noch zu dieser Fragestellung hätte Thema werden können. In der letzten Rubrik „Nicht zu vergessen – andere Möglichkeiten“ geben wir jeweils Hinweise, welche anderen Schritte zu diesem Beispielanliegen sich anbieten.
Anfrage zum Thema «Unterrichtsplanung»
«Die Planung fordert mich heraus. Wie mache ich eine Jahres-, Quartals- und Wochenplanung? Worauf muss ich bei der Planung achten?
Mich interessiert, wie das jemand mit Erfahrung angeht.»
Vermittelt wurde ein Peer-to-Peer-Mentorat mit einer erfahrenen Lehrperson der gleichen Stufe.
Lehrperson und Mentorin verabredeten sich in einem Telefonat für ein Treffen von knapp drei Stunden.
Die berufseinsteigende Lehrperson hatte sich schon sehr viel überlegt und wollte dazu eine Rückmeldung. Ausserdem war ihr die konkrete Planung der ersten Wochen noch unklar. Die Mentorin hat die Lehrperson in ihrem geplanten Vorgehen bestärkt und einige konkrete Tipps beigesteuert.
- Erste Schritte für Jahres-, Quartals- und/oder Wochenplanung besprechen
- Wie kann man sich schnell Orientierung verschaffen?
- Wie kann man sich mithilfe der Lehrmittel die Planung erleichtern?
Wichtig: Der/die Peer-to-Peer-Mentor/in übernimmt nicht die Planung, sondern begleitet mit seiner/ihrer eigenen Erfahrung und unterstützt mit konkreten Tipps aus der eigenen Praxis.
- Eventuell gibt es an Ihrer Schule eine erfahrene Lehrperson, die Einblick geben kann in ihre Vorgehensweise. Wenn Sie noch niemanden kennen, fragen Sie die Schulleitung nach einer geeigneten Person. Es macht Sinn, zunächst Umfang und Inhalt der benötigten Unterstützung zu klären.
- Wenn Sie in ein Unterrichtsteam eingebunden sind, so kann dieses in Planungsfragen unterstützend sein. Es macht auch Sinn, die Planung teilweise gemeinsam zu machen, um sich Möglichkeiten zur Zusammenarbeit zu eröffnen.
- Planungsfragen werden im Rahmen der Ausbildung behandelt. Diese ist nicht zu ersetzen mit einem Mentorat.
- Planungswoche LOS – gemeinsame Planung des Schuljahres mit anderen Einsteigern und in Begleitung von Peer-Coaches. 2024 findet die Planungswoche vom 8.-12. Juli statt.
Anfrage zum Thema «anspruchsvolle Schulkinder und besondere Förderung»
«Mein Teamteaching-Kollege und ich sind täglich herausgefordert mit dem Verhalten von einigen Kindern. Ausserdem ist unsere Stelle für schulische Heilpädagogik seit längerem nicht besetzt, sodass wir von dort keine Unterstützung bekommen können. Wir wären froh um konkrete Hinweise und Tipps, wie wir Ruhe in den Unterrichtsalltag bringen können.»
Ein Peer-to-Peer-Mentorat mit einer erfahrenen Mittelstufenlehrperson, welche ausserdem ausgebildete schulische Heilpädagogin ist.
Die zwei Lehrpersonen haben eine herausfordernde Klasse und kaum zusätzliche Ressourcen. Die individuelle Förderung und die Konzentration auf das Lernen ist ihnen trotz dieser nicht optimalen Ausgangslage ein grosses Anliegen.
- Die Mentorin hat die beiden engagierten Lehrpersonen in ihrer Haltung unterstützt: Die Schülerinnen und Schüler haben unterschiedliche Voraussetzungen, Backgrounds, Stärken und Schwächen. Nicht alle Schülerinnen und Schüler erreichen immer alle Ziele. Manchmal lohnt es sich, nochmals einen Schritt zurückzugehen, um eine solide Basis zu schaffen, z. B. beim Lesen oder beim zählenden Rechnen.
- Die Mentorin hat zusammen mit den beiden Lehrpersonen den Einsatz der vorhandenen Ressourcen besprochen. Z. B.: Wie können die wenigen SHP-Lektionen möglichst wirksam genutzt werden? Was können die beiden Lehrpersonen selbst (ev. im Teamteaching) übernehmen und wo sind zusätzliche Ressourcen wie Assistenz hilfreich?
- Ebenfalls waren die Hausaufgaben ein Thema. Wo machen diese in welcher Form Sinn und was führt vor allem zu Mehraufwand ohne grösseren Effekt? Die Mentorin hat ein Beispiel aus ihrem Unterrichtsalltag zur Verfügung gestellt.
- Die Peer-to-Peer-Mentorin setzt sich mit den beiden Lehrpersonen zusammen und hört erstmal, was typische anspruchsvolle Situationen sind. Sie hat die Möglichkeit einen Unterrichtsbesuch zu machen, um die Dynamiken beobachten zu können. Anschliessend bespricht sie ihre Beobachtungen mit den beiden Lehrpersonen. Gemeinsam erarbeiten sie konkrete Ideen, wie eingespielte Muster verändert werden können und welche neuen Rituale die Ruhe unterstützen können.
- Gemeinsam den Bedürfnissen hinter dem jeweiligen Verhalten auf die Spur kommen, um das Verhalten besser einordnen und ihm anders begegnen zu können.
- Blick auf die Unterrichtsgestaltung – Binnendifferenzierung, ev. findet sich da ein Ansatzpunkt.
- Blick auf das Classroom Management – Klassenführung – wie sind Abläufe, Übergänge, Regeln, Arbeitsphasen organisiert?
- Beziehungsgestaltung reflektieren. Hilfreiche Haltung finden.
- Schulleitung involvieren
- Falls mehrere Klassen ähnliche Herausforderungen haben, lohnt sich eine gemeinsame Entwicklungsarbeit im Bereich Klassenführung, Umgang mit herausforderndem Verhalten
- Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeit
- Fachliteratur: Hehn-Oldiges (2020). Wege aus Verhaltensfallen. Pädagogisches Handeln in schwierigen Situationen
- Banking Time (Robert Pianta) Konzept zur Beziehungsgestaltung. Artikel dazu: Vogel, D. (2019). Banking Time – ein beziehungsorientierter Umgang mit auffälligem Verhalten. Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik, 25(3), 33–40.
- Systemisches Verstehen/Blick auf Verhalten. Verhalten ist subjektiv immer sinnvoll. Bedürfnisse dahinter verstehen, gemeinsam eruieren woher kommt das Verhalten, wann zeigt sich das Verhalten? Mit Fachliteratur oder in einem Coaching in diesen Fragen weiterkommen.
- Kurzberatung Besondere Förderung
- Die Herausforderungen betreffen die ganze Schule? SOLE (Soziales Lernen) ist ein mehrjähriges Programm, welches auf die Schule zugeschnitten wird.
- FOSSA – Förderung der Selbstregulation in Schule und Familie
- Zur heraufordernden Situation passende Kurse finden
Anfrage zum Thema «Probleme mit der Schulleitung»
«Ich verstehe mich seit längerem nicht gut mit der Schulleitung. Ich fühle mich nicht ernst genommen mit meinen Anliegen.»
Wir haben in diesem Fall ein Coaching angeboten. Konflikte und andere über den Unterrichtsalltag hinausgehende Themen werden in PiLUA von erfahrenen Coaches mit einer Beratungsausbildung begleitet. Wir achten darauf, dass der/die entsprechende Coach/in nicht bereits an der Schule involviert ist.
Im Coaching ging es darum, wie die Lehrperson in ein gutes Gespräch mit der Schulleitung treten kann. Die Lehrperson wurde sich ihrer eigenen Position klar, erkannte was für sie wirklich wichtig war und was sie loslassen konnte. Das Bewusstwerden eigener (Konflikt-)Muster war ebenfalls Thema. Es wurden daraufhin konkrete Handlungsmöglichkeiten erarbeitet, welche die Lehrperson im Kontakt mit der Schulleitung anwenden kann.
Ein Coaching richtet sich immer am Anliegen der Klientin/des Klienten aus. Manchmal hilft es, zunächst gemeinsam «Ordnung zu machen», wenn zum Beispiel Gedanken sich im Kreise drehen. Um zu klären, worum es gehen soll, wird zu Beginn ein klares Ziel für die Beratung gesetzt. In diesem konkreten Fall wäre es auch möglich gewesen, auszuloten, ob ein Stellenwechsel hilfreich wäre. Ein Coaching kann auch bei schwierigen Entscheidungen helfen. Was eine umsetzbare Option ist und was im Coaching bearbeitet wird, entscheidet immer die Klientin/der Klient selbst.
Das Coaching thematisiert Strategien im Umgang mit konkreten Situationen im Berufsalltag. Dabei stehen Handlungsmöglichkeiten der Klientin/des Klienten im Fokus. Eine veränderte Haltungs- oder Handlungsweise löst jedoch in der Kommunikation auch beim Gegenüber etwas aus.
- Konflikte können sehr belastend sein. Je nachdem, wie stark die Belastung erlebt wird, empfehlen wir die Lehrpersonenberatung ask! Der/die Coach/in kann mit der betroffenen Lehrperson weitere mögliche Schritte besprechen.
Anfrage zum Thema «Elternarbeit»
«An meinem letzten Elternabend kamen viele kritische Fragen zu meinem Unterricht. Ich bin sehr verunsichert. Nun stehen bald die Elterngespräche an und ich merke, dass mich das jetzt schon nervös macht. Wie kann ich Elternkontakte auf eine gute Art gestalten?»
Ein Peer-to-Peer-Mentorat mit einer erfahrenen Lehrperson derselben Stufe.
Wie gestaltet die Peer-to-Peer-Mentorin Elternkontakte? Sie erzählt von ihrer eigenen Praxis und von ihren Erfahrungen.
Wie geht die Mentorin mit kritischen Fragen um? Was hilft ihr? Welche Haltung nimmt sie ein?
- Die Mentorin stellt sich als Denkpartnerin zur Verfügung.
- Die Elternkontakte werden gemeinsam geplant.
- Gibt es bereits Abmachungen innerhalb der Schule zur Pflege von Elternkontakten?
- Hintergrund beleuchten: Was möchten eigentlich die Eltern von der Schule, von den Lehrpersonen (Orientierung und Sicherheit) --> Wie kann diesen Bedürfnissen begegnet werden – wie ihm gerecht werden?
- Wie könnte man Eltern am Elternabend mit einbeziehen?
- Wie könnten Lernende in die Vorbereitung der Elternanlässe mit einbeziehen?
- Türöffner: Kennenlerngespräche mit den Eltern (15 Minuten): Eltern erzählen über ihr Kind. Ziel: Die Eltern einzeln kennenlernen vor dem Elternabend, eine vertrauensvolle Beziehung gründen.
- Eltern-Kind-Gespräche ermöglichen im Schulzimmer
- Auftrittskompetenz stärken mit Theaterpädagogik
In einem Coaching könnten schwierige Gesprächssituationen vorbereitet und geübt werden. Ein PiLUA-Coaching kann parallel oder auch im Anschluss an ein Peer-to-Peer- Mentorat sinnvoll sein.